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Das Familienunternehmen GROB entwickelte nicht erst in den letzten Jahren – trotz schwierigster Umstände – eine kaum nachvollziehbare Dynamik. Weltweit wird in allen GROB-Werken investiert, um dem weiter steigenden Auftragseingang gerecht werden zu können. Besonders am Stammsitz in Mindelheim und im asiatischen Raum entstehen immer neue Produktionshallen. Herr German Wankmiller erklärt uns als Vorsitzender der Geschäftsführung die Hintergründe und Zusammenhänge dieser Entwicklung.

Auf der Hausmesse war zum ersten Mal in komprimierter Form die faszinierende GROB-Produktpalette, vom System- und Universalmaschinengeschäft, über die variantenreichen Automationssysteme, die weltweit führende GROB-Kompetenz in der Elektromobilität, die GROB-Technologien aus der Digitalisierung bis hin zu den GROB-Dienstleistungen zu sehen. Wie ist die GROB-Welt noch zu managen? 

 

Für uns war es gut und wichtig, dass wir unsere ganze Palette an System- und Universalmaschinen, insgesamt 20 mit acht Neuentwicklungen, und auch Automationslösungen zeigen konnten. Denn auch die aktuelle Kundensituation dieser hoch automatisierten und flexiblen Beladesysteme, ob Roboter- oder Paletten-Speichersysteme, unterzog sich einem Wandel. Ein Wandel, von den großvolumigen Aufträgen mit Zylinderkopf und Motorblock, wo es um große kubische Werkstücke ging, hin zu Bauteilen mit ihrer großen Bandbreite von Medizintechnik, über Aerospace, Formen- und Werkzeugbau, bis hin zum Maschinenbau. Letztendlich konnten wir zeigen, dass wir bei GROB die Diversifizierung hin zu unterschiedlichen Kunden und Bauteilen geschafft haben.

 

In Sachen Digitalisierung wissen wir, dass mit guter Digitalisierung Maschinen noch erfolgreicher verkauft werden können. Die Daten, die aus den Prozessen herauskommen, zu sammeln und zu analysieren ist eine wesentliche Voraussetzung, um im nächsten Projekt noch besser zu sein. Und wer das nutzt, der hat gegenüber dem Wettbewerb einen enormen Vorteil. Deswegen sind GROB-NET4Industry, aber auch Simulationen und Kompensationen über Software, die wir selbst entwickeln, ein enormer Wettbewerbsvorteil. Alles Dinge, die man nicht sieht, die aber eine Maschine und einen Prozess erst perfekt machen.

 

Auf einer Messe stehen natürlich immer Maschine und Mensch im Vordergrund. Doch wir konnten mit unserer GROB-Software GROB-NET4Industry zeigen, wie sie aktuell über alle Produkte, also auch für E-Mobilität, eingesetzt werden kann und damit auf dem Markt führend ist. Zum Thema Kompensation zeigten wir, wie unsere Maschinen Veränderungen, bedingt durch Umwelt- und Zerspanungseinflüsse, selbst feststellen und damit auch kompensieren können. In Summe hat die Messe all meine hochgesteckten Erwartungen übertroffen, da wir hier ganz anders agieren konnten. 

 

Wie haben sich Umsatz und Auftragseingang der GROB-Gruppe im letzten Jahr entwickelt?

 

Seit September 2021 hat GROB eine fulminante Entwicklung genommen. Wir hatten eine gewisse Markterholung, aber auch die II. Welle der Elektromobilität hat uns im Herbst voll erreicht. Auch das Geschäft auf der Zerspanungsseite hat zur gleichen Zeit überraschenderweise wieder zugelegt. Bei der Zerspanung gibt es zwei Hauptaktivitäten: erstens die Neuentwicklungen bei den Universalmaschinen mit ihrer Automation und zweitens konnten wir das Auslaufen der Projekte für Zylinderkopf und Motorblöcke durch die neue F-Baureihe mit ihren Rahmenstrukturbauteilen weitestgehend kompensieren. In Summe konnte der Umsatz im letzten Geschäftsjahr um 15 Prozent gesteigert werden. Für das nächste Geschäftsjahr erwarten wir noch einmal 15 Prozent. 

 

Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung konkret für die Produktion, die Montage und für die Inbetriebnahme?

 

Wir stellen eine starke Verlagerung zur Software, zu zusätzlichen Themen in der Simulation und in der Inbetriebnahme fest. Dabei muss man berücksichtigen, dass es in der Welt der Steuerungstechnik mit der IT (Information Technology) und der OT (Operation Technology) zwei Begriffe gibt, die immer bedeutender werden. Früher hat die OT mit Maschinen, Automation, Prozessen und Steuerungen etwa zwei Drittel des Geschäftes ausgemacht. Die IT mit ihrer Software, Simulation und der virtuellen Inbetriebnahme hatte lediglich einen Anteil von etwa einem Drittel.

 

Heute hat sich die Welt der Steuerungstechnik ganz klar in Richtung IT verschoben, mit der Konsequenz, dass wir deutlich mehr Softwarekonstrukteure für Simulationen und virtuelle Inbetriebnahme brauchen und auch massiv eingestellt haben – und ein diesbezügliches Ende ist nicht abzusehen, was häufig unterschätzt wird. Deswegen haben wir uns im Februar/März entschieden, in Mindelheim über 400 Mitarbeiter mit Schwerpunkt für Automation und Software aufzubauen.

 

Lassen sich solche Tätigkeiten auch outsourcen und als Dienstleistung extern einkaufen?

 

Da gibt es für uns einen schönen Nebeneffekt, da wir erkennen konnten, dass unsere Niederlassung in Indien ein ideales Sprungbrett ist, fähige Softwareingenieure zu finden. So haben wir laufend sechs bis zehn Inder in Mindelheim zur Ausbildung und auch zehn Inder in Hyderabad, die für uns bereits arbeiten. Das klappt insgesamt sehr gut, da wir jetzt aus Indien diese wichtigen Facharbeiter rekrutieren können – auch für Bluffton/USA.

 

In Bangalore/Indien wird aktuell ein neues GROB-Werk gebaut. Es ist nach den amerikanischen Werken in Brasilien und den USA sowie den beiden europäischen Werken in Deutschland und Italien, nach China das zweite Werk in Asien und das sechste Werk in Summe. Was sind die Beweggründe für diese Investition?

 

Wir haben bereits mehrere Großanlagen und Universalmaschinen nach Indien geliefert und damit einen schönen Bestand an Maschinen, der Service verlangt. Außerdem wollen wir die Lokalisierung von Komponenten in Indien nutzen, um günstiger zu werden, da wir mit Komplettlieferungen aus Deutschland oder China nicht wettbewerbsfähig sind. Zu diesen Komponenten gehören Spannvorrichtungen, Blechverkleidung, Hydraulikaggregate und Schaltschränke, die wir vor Ort produzieren werden. So werden wir eine Korpus-Maschine liefern, die dann in Indien komplettiert wird.

 

Alle reden von Elektromobilität, doch wie hat sich das GROB-Produktportfolio im Bereich der Zerspanungstechnologien entwickelt?

 

Nachdem wir letztes Jahr einen Rückgang bei Universalmaschinen verzeichnen mussten, haben wir unsere Lieferungen bei Universalmaschinen wieder auf ein hohes Niveau gebracht, fast wie früher. Das liegt natürlich auch an der Erweiterung unseres Produktportfolios mit den 4-Achs-Maschinen und der kleinen G150.

 

GROB hat sich vor knapp fünf Jahren zum Einstieg in die Elektromobilität entschlossen. Heute ist GROB in vielen Bereichen der Elektromobilität Weltmarktführer. Wie war das so schnell möglich?

 

Es war brutal anstrengend und nur mit einer guten Moral zu schaffen. Es kostete viel Energie, Durchhaltevermögen und auch viel Geld.

 

Wie werden vor dem Hintergrund dieser Highspeed Entwicklung des Unternehmens die Mitarbeiter bei GROB mitgenommen?

 

Das war mühsam, doch mit jedem Monat wo sie sehen konnten, dass unsere neuen Produkte erfolgreich sind, stieg auch ihre Begeisterung, an diesem Thema mitzuwirken. Es entstand ein ganz neuer Spirit, der immer auch vorgelebt werden muss.

 

Vielen Dank für das Gespräch!